Das Erwachen in Düsseldorf

Veröffentlicht am: 12.07.2016

Wenn es bis dato niemand geglaubt hat, dann ist es mit dieser drupa hiermit offiziell und die Botschaft soll verbreitet werden. Die Druckindustrie ist zu einer absoluten Hightech-Industrie geworden. Die Streifzüge durch die 19 Messehallen haben das ganz klar unter Beweis gestellt. Schade, dass dies wieder einmal nur die Brancheninsider wissen und nicht die breite Öffentlichkeit. Daran sollte gearbeitet werden, dass die Wahrnehmung der Druck- und Verpackungsindustrie wieder eine andere wird, eine wesentlich bessere. Diese Industrie ist kein „Erfüllungsgehilfe“ für die Herstellung von 08/15-Projekten, sondern kreativer Gestalter von Produkten und Dienstleistungen, ohne die unsere Welt ganz anders aussehen würde. Nicht ganz unberechtigt war da die Meinung zu hören und der Wunsch zu vernehmen, dass auch die hohe Politik auf der Messe auftreten sollte, um so auf diese Art und Weise dieser Industrie ihre Wertschätzung zu zeigen. Stellen Sie sich vor, Frau Merkel würde am Morgen nicht ihre Zeitung oder Magazin bekommen?

 

Die Messe hat auch wieder zu ihrem normalen Rhythmus gefunden: Vier Jahre anstatt drei. Gott sei Dank wurde diese (gute) Entscheidung Mitte der Messelaufzeit nicht zuletzt aufgrund des maßgeblichen Drucks einiger Aussteller getroffen. Der neue Termin: 23. Juni bis 3. Juli 2020. Wenn man die Wetterbedingungen der diesjährigen drupa heranzieht, so kann das durchaus ein heißer Event werden. Individuell bedruckte Badehosen oder Bikinis werden wohl der Renner werden.

 

Die drupa 2016 war eine gute Veranstaltung. Es gab wahnsinnig viel tolle und vor allem kaufbare Technologie zu sehen. Stellvertretend für all die vielen getätigten Investitionen mag das Beispiel des Sieb- und Digitaldruckunternehmens Standard Chan‘s aus Hong Kong herhalten. Dieses kaufte auf der Messe einen Massivit 1800 3D-Drucker. Die Geschäftsführerin Monica Chan meinte dazu: „Nachdem wir über Massivit Drucker gehört haben, recherchierten wir etwas. Dann haben wir beschlossen uns den Drucker auf der drupa anzusehen und haben ihn einfach gekauft.“ Wunderbar, so funktioniert Business… weltweit. Vorausgesetzt, man hat die richtige Technologie parat. Und die gab es in Hülle und Fülle – und sie war vor allem digital.

 

Diese drupa zeigte auch, wie sehr sich die Industrie untereinander vernetzt. Kooperationen eingehen ist das Gebot der Stunde. Unternehmen arbeiten wie nie zuvor zusammen. Ein gutes Beispiel – wieder stellvertretend für viele – ist KBA, das nun Entwicklungen mit HP als auch Xerox vorantreibt.

 

Und es war eine drupa – und das finde ich besonders toll – der Anwendungen und Applikationen. Auf den Ständen gab es Hunderte, wenn nicht Tausende von Druckprojekten zu bewundern, die mit Anlagen verschiedenster Provenience hergestellt wurden. Eine bessere Werbung für die Druckindustrie kann man sich gar nicht vorstellen.

 

Außerdem gibt es neue Themen, die zeigen, wie sich die Branche dreht. Augmented Reality in der Umsetzung, 3D-Druck, funktioneller Druck oder gedruckte Elektronik sind Entwicklungen, von denen man sich durchaus Wachstumspotenziale erwarten darf. Nicht umsonst war das Interesse für diese Bereiche auf der drupa enorm.

 

Trotz aller Digitalisierungstrends sind es aber immer die Menschen, die es ausmachen. Menschen, die verstehen, was dieser Industrie gut tut und vor allem wichtig ist. Viele von diesen wunderbaren Persönlichkeiten habe ich in Düsseldorf getroffen bzw. kennengelernt. Darüber freue ich mich, denn es waren auch viele junge Kolleginnen und Kollegen dabei. Ein gutes Signal, dass gerade diese die Zukunft der Branche in Düsseldorf berühren wollten.

 

Herzlichst,

 

Michael SEIDL

m.seidl@europeanmediagroup.at

 

Kommentar

Der Affront von Adobe

Mit der Headline „Papier adé: Den Druck rausnehmen“ versandte Adobe am 16. Februar eine Meldung an Medienvertreter, die es in sich hat und die Druckindustrie inhaltlich herausfordert. Der Softwarekonzern, der wohlgemerkt mit dieser großgeworden ist, schreibt wie folgt:

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