Der Affront von Adobe

Veröffentlicht am: 17.02.2024

Mit der Headline „Papier adé: Den Druck rausnehmen“ versandte Adobe am 16. Februar eine Meldung an Medienvertreter, die es in sich hat und die Druckindustrie inhaltlich herausfordert. Der Softwarekonzern, der wohlgemerkt mit dieser großgeworden ist, schreibt wie folgt:

„Das Jahr ist noch keine zwei Monate alt und doch haben viele ihre Neujahrsvorsätze schon wieder über Bord geworfen. Zu anstrengend, zu teuer oder mit dem Alltag doch nicht vereinbar. Aber welche Ziele und Vorsätze haben das Potenzial, auch langfristig verfolgt zu werden? Oftmals geht es nicht etwa um fundamentalen Wandel oder den vollständigen Verzicht. Viel eher sind es kleine Änderungen unserer gewohnten Abläufe und Verhaltensweisen, die mittelfristig einen enormen Unterschied ausmachen. In diesem Kontext möchte Adobe, Erfinder des PDFs und Experte für digitales Dokumentenmanagement, das ganze Jahr über ein Augenmerk auf papierreduziertes Verhalten legen: sowohl privat als auch im Job. Ziel ist es, zu zeigen, wie einfach und vor allem effizient es ist, papierreduziert zu agieren und diesen Vorsatz langfristig zu verfolgen. Nach Angaben des Umweltbundesamts wurden im Jahr 2022 rechnerisch 211,6 Kilogramm Pappe, Papier und Karton pro Kopf in Deutschland verbraucht – eine Zahl weit über dem europäischen Durchschnitt. Die Herstellung benötigt große Mengen Holz, Energie und Chemikalien. Vor allem aber verschlingt die Produktion auch unglaublich viel Wasser. Allein bei der Herstellung eines einzigen Blatts Papier werden ganze 10 Liter(!) Wasser verbraucht. Die E-Mail, der Vertragsentwurf oder der Kostenvoranschlag – es wird Zeit, das eigene Verhalten zu hinterfragen und aus diesen Arbeitsabläufen, wo immer möglich, „den Druck herauszunehmen“. Häufig sind es Angewohnheiten und unbedachtes Handeln, welche den eigenen Verbrauch in die Höhe schnellen lassen. Wir können beeindruckende Resultate erzielen, indem wir bewusst den einen oder anderen Druckauftrag nicht erteilen. Es sind die vielen kleinen Schritte in die richtige Richtung, die uns unserem Ziel näherbringen. Durch die Reduktion unseres Verbrauchs können wir denkbar einfach Ressourcen sparen und unseren CO2-Fußabdruck merklich verringern. Aber nicht nur dass: Durchdachtes papierloses Arbeiten steigert ebenso die Produktivität und Effizienz. Remote und hybrides Arbeiten werden leichter, zentral abgespeicherte Dokumente sind für alle und zu jeder Zeit zugänglich, Verträge können einfach erstellt, weitergeleitet und rechtsverbindlich unterschrieben werden.“

Es stellt sich die Frage, woher das Unternehmen die Zahl mit 10 Liter Wasser pro Blatt Papier herhat. Viel dramatischer ist jedoch, dass es zwar „nur“ um die Reduktion des Druckens am Arbeitsplatz geht (die Papierhersteller werden ‚hocherfreut‘ sein, dies zu lesen), sondern um die Wahrnehmung von Druck und Gedruckten. Es wird wieder von einem (Software) Unternehmen gepredigt, wie schlecht und umweltschädlich Papier sei. Was hingegen die Serverfarmen des Unternehmens oder deren Providern an Energie verbrauchen, wird wie so oft negiert. Hinzu kommt, dass Adobe ganz offensichtlich vergisst, welche Branche von Beginn weg das PDF-Format verwendet hat, damit einen Siegeszug loslöste und die Druckindustrie heute aufgrund der Präsenz des Konzerns eine technologische Abhängigkeit hat. Vielleicht ist es an der Zeit, dieser Dominanz mit anderen Lösungen zu begegnen. Abgesehen davon, dass wir unsere Medien nach wie vor auf wunderbaren Papieren fertigen, sei es doch jedem im Büroumfeld freigestellt, zu Drucken oder nicht. Denn viele Lesen oder Korrigieren noch immer besser, wenn man die Inhalte auf Papier ausgedruckt hat. Speziell bei heiklen Verträgen kann das von Vorteil sei. Das ist durch viele Studien untermauert. So gesehen, soll man die „gutgemeinten“ Ratschläge des US-Konzerns an den Nagel hängen. Analog und digital…

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Der Affront von Adobe

Mit der Headline „Papier adé: Den Druck rausnehmen“ versandte Adobe am 16. Februar eine Meldung an Medienvertreter, die es in sich hat und die Druckindustrie inhaltlich herausfordert. Der Softwarekonzern, der wohlgemerkt mit dieser großgeworden ist, schreibt wie folgt:

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